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AutorenbildGesine van Acker

„Winterdepression: Warum unser Gehirn im Winter auf Sparflamme schaltet – und wie wir dem Stimmungstief entkommen können“



Viele von uns kennen das: Die Tage werden kürzer, das Licht seltener, und die Stimmung fällt. Eine Freundin von mir leidet jedes Jahr aufs Neue darunter. Im Sommer blüht sie auf, und sobald es November wird, wirkt sie wie ausgewechselt – müde, in sich gekehrt und zurückgezogen. Das Gefühl kennt vielleicht die ein oder andere von uns: Winterdepression, auch als saisonale Depression oder SAD (Seasonal Affective Disorder) bekannt.


Warum trifft es manche härter als andere?

Wissenschaftler:innen der Universität Kopenhagen haben nun eine interessante Entdeckung gemacht. Sie fanden heraus, dass Winterdepression tatsächlich mit einem biologischen Prozess im Gehirn zusammenhängt, der vor allem Frauen betrifft, die auf die wechselnden Lichtverhältnisse empfindlich reagieren.

Der Hauptakteur bei diesem Vorgang ist das sogenannte Serotonin, ein Botenstoff, der für unser Wohlbefinden verantwortlich ist. Bei Frauen mit Winterdepression reduziert sich das aktive Serotonin im Gehirn, sobald die Tage kürzer werden. Grund dafür ist ein spezielles Protein, das sogenannte „Serotonin-Transporter-Protein“ (SERT). Dieses Protein wird im Winter vermehrt gebildet und transportiert Serotonin in die Nervenzellen zurück, wo es inaktiv wird. Je mehr SERT also aktiv ist, desto weniger Serotonin steht uns zur Verfügung – und desto mehr leiden wir an Niedergeschlagenheit und Energielosigkeit.




Das Winter-Serotonin: Warum Licht so wichtig ist

Die Wissenschaftler haben durch Gehirnscans gesehen, dass Frauen mit SAD im Winter eine höhere SERT-Aktivität zeigen als Frauen ohne SAD. Im Sommer jedoch sind die SERT-Werte bei allen gleich niedrig. Das bedeutet: Sonnenlicht hält den SERT-Spiegel niedrig und das Serotonin aktiv. Aber sobald die Tage kürzer werden und die Sonnenstunden weniger, steigt der SERT-Spiegel bei Betroffenen an und Serotonin wird knapp. Das erklärt, warum viele von uns gerade im Winter diese Symptome erleben.

Eine Freundin erzählte mir mal, dass ihr Tageslichtlampen und verschiedene Achtsamkeitsübungen ganz gut über den Winter helfen. Es scheint, dass es tatsächlich am fehlenden Sonnenlicht liegt, dass unser Gehirn in dieser Jahreszeit „abschaltet“.




Was bringt uns dieses Wissen?

Diese Erkenntnisse sind für viele Frauen, die jeden Winter mit SAD kämpfen, ein echter Lichtblick. Denn es zeigt, dass die Winterdepression eine biologische Ursache hat – es liegt nicht nur „an uns“ oder an unserer Einstellung. Auch Experten, wie Sam Challis von der britischen Wohltätigkeitsorganisation Mind, sind optimistisch: Weitere Forschungen könnten uns dabei helfen, noch gezieltere Therapien zu entwickeln. Neben der bewährten Lichttherapie könnten auch Medikamente und spezielle Übungen gezielt auf das Serotonin und die SERT-Aktivität abzielen.

Vielleicht wird es in Zukunft noch mehr Lösungen geben, die uns helfen, den Winter besser zu überstehen – damit wir auch die kalte Jahreszeit wieder ein bisschen mehr genießen können.

Wenn dir die dunklen Monate auch zu schaffen machen, denk daran: Du bist nicht allein, und es gibt Unterstützung. Und wer weiß, vielleicht ist genau diese Erkenntnis ein erster Schritt, um den Winter ein bisschen leichter zu machen. Ich unterstütze Dich gern.

 

Mehr zur Studie findest du in diesem Artikel der Zeitschrift Brain 

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